Rezension: Die Sekunde zwischen dir und mir
Titel: Die Sekunde zwischen dir und mir
AutorIn: Emma Steele
Format: Paperback
ISBN: 9783426464625
Seiten
Bewertung:
Jelly Beans
Zum Inhalt:
Robbie und Jenn sitzen zusammen im Auto und befinden sich auf dem Heimweg, als sich ihnen plötzlich helle Lichtstrahlen rasant nähern. Im nächsten Moment findet sich Robbie in vergangenen Situationen aus Jenns Leben wieder und versucht herauszufinden, was das zu bedeuten hat und wie er in die Realität zurückfinden kann.
Mein Eindruck:
Bei dem Buch “Die Sekunde zwischen dir und mir“ von Emma Steele handelt es sich um ein Rezensionsexemplar. Ich bewarb mich dafür, weil es mich vermuten ließ, eine komplett neue Art von Liebegeschichte darin zu finden.
Die ersten Kapitel machten mir den Einstieg nicht besonders leicht. Die Charaktere wurden knapp vorgestellt und im nächsten Moment befand ich mich schon in der Vergangenheit. Damit fühlte ich mich überrumpelt und es erschwerte mir den Zugang zum Buch.
Es war mir nicht sofort möglich, mit den Charakteren mitzufühlen oder um sie zu bangen. Aber auch die Zeitsprünge irritierten mich zu Beginn, weil die Handlungszeit in äußerst kurzen Abständen wechselte und sich Robbies Verwirrung auf mich übertrug. Doch dieses Gefühl legte sich ab ca. einem Drittel des Buches.
Da die Handlung größtenteils in Jenns Erinnerungen spielt, erfährt man relativ wenig über Robbies Leben. Als Leser lernen wir also zuerst Jenn kennen und danach zeigt sich Robbies wahres Wesen. Aus diesem Grund fand ich ihn vermutlich auch interessanter als sie. Seine charakterliche Entwicklung über die Handlung hinweg war einprägsamer und im Endeffekt auch das für ihn vorgesehene Ziel.
Beide Figuren waren bis ins kleinste Detail durchdacht und ihre Verhaltensweisen absolut nachvollziehbar, basierend auf unseren Kenntnissen. Ihre Beziehung wurde wirklich authentisch dargestellt und könnte auf diese Art zweifelsohne in Realität existieren. Das hat mir sehr gefallen, weil Emma Steele dadurch keine Bilderbuchvorstellung von Liebe vertritt und somit hervorsticht.
Den Schreibstil empfand ich ab den ersten Seiten als sehr atmosphärisch. Emma Steele hat ein Händchen für feine Details und nimmt sich genug Zeit und Worte, um ihre Szenerie bildlich vor den Augen der Leser entstehen zu lassen. Wenn ich es wollte, konnte ich durch die Seiten fliegen, doch aufgrund der Thematik brauchte ich ab und an eine kleine Pause.
Der Hintergrund des Handlungsthemas neben der Liebe war für mich extrem faszinierend. Ich wusste nicht, dass es dieses Phänomen gibt und möchte mich diesbezüglich definitiv weiter belesen. Zu Beginn des Buches hatte ich nicht damit gerechnet, mit so vielen neuen Erkenntnissen aus diesem herauszugehen. Wow. [für diejenigen, die gerne mehr über die Thematik wissen wollen, habe ich einen nahezu spoilerfreien separaten Abschnitt unter das Zitat gesetzt]
Leider empfand ich das Buch phasenweise als ziemlich langatmig, was mir die Spannung ein wenig nahm. Den Plot zum Schluss hatte ich befürchtet und kommen sehen, dennoch trafen die Ereignisse der letzten Kapitel ins Schwarze und die ganzen Emotionen brachen auf mich ein.
Alles in allem finde ich das Buch ausgesprochen faszinierend und erfrischend anders. Es ist extrem emotional, tragisch, trotz der Thematik humorvoll und bietet eine rührend schöne Liebesgeschichte.
Dennoch lege ich euch nah, vorher gut zu überlegen, ob ihr das Buch lesen wollt, denn es hat mein Herz definitiv gebrochen und wird mich noch eine Weile beschäftigen. “Die Sekunde zwischen dir und mir“ von Emma Steele ist ein Buch, das seine Leser noch eine Zeit lang begleiten wird.
Vielleicht ist nicht jede Art von Liebe
dazu bestimmt, ewig zu halten.
– Jenn
Der folgende Abschnitt über die Thematik könnte Spoiler für das Buch enthalten. Wenn du diese vermeiden möchtest, kehre bitte zur Rezension zurück.
Das Grundthema des Buches basiert auf einem medizinischen Phänomen – der sogenannten “geteilten Todeserfahrung“. Robbie ist demnach Jenns Begleiter ins Jenseits. Er beobachtet, wie sie sich an wichtige Abschnitte ihres Lebens erinnert und kann zunehmend Einfluss auf diese nehmen, bis sie an den letzten Punkt angelangen – dem Abschied. Dieses Phänomen kann unabhängig von räumlicher Distanz auftreten und begrenzt sich auf extrem nahestehende Personen. In den meisten Fällen stirbt die Person, dessen Erinnerungen geteilt werden am Ende, doch es gibt auch Ausnahmen.