Rezension: Der beste Beweis bist du selbst
Titel: Der beste Beweis bist du selbst
AutorIn: Jesmeen Kaur Deo
Format: Hardcover
ISBN: 9783038800637
Seiten
Bewertung:
Haare haben kein Gender
Zum Inhalt:
TJ Powar ist ein engagiertes Mitglied des Debattierclubs an der Northridge High und in Kombination mit ihren besten Freundinnen Chandani und Piper unschlagbar auf dem Fußballfeld. Als TJ und ihre Debattierpartnerin Simran auf dem Cover der Schülerzeitung landen und kurz darauf gemeine Memes auf der Instagramseite der Schule die Runde machen, in denen Simran aufgrund ihrer Körperbehaarung diskriminiert wird, keimt Wut in TJ auf. Nachdem sie von ihrem Freund Liam zurückgewiesen wurde, weil sie sich nicht rasiert hatte, bringt dieser Tropfen das Fass zum überlaufen. TJ fasst den Entschluss, sich nicht mehr enthaaren zu wollen, wirft alle Utensilien diesbezüglich weg und sieht diese Challenge als persönliche Debattierfrage an. Kann sie sich und allen anderen beweisen, dass sie trotz ihrer Haare schön ist und es verdient respektiert zu werden?
Mein Eindruck:
Dieses Buch weckte mein Interesse nicht nur wegen des hübschen Covers, sondern auch wegen der Thematik der Körperbehaarung, die aus unserem Alltag nicht wegzudenken ist.
Ich hatte keinerlei Probleme, in die Handlung zu finden, stolperte aber gelegentlich über die mir unbekannten Namen wie Chandani oder Simran. Der Schreibstil der Autorin ließ sich flüssig lesen und setzte sich aus dem gleichen Maß an Intelligenz und Ernsthaftigkeit wie auch Humor zusammen. Diese Mischung ermöglichte es mir, als Leserin nicht nur herzlich zu lachen, sondern auch etwas über die indische Kultur oder Debattier-Turniere zu lernen.
Die Handlung wird ausschließlich aus TJs Sicht erzählt, wodurch wir sie natürlich am besten kennenlernen. Sie ist ein starker, ehrgeiziger und zielstrebiger Charakter, mit einem enormen Sinn für Gerechtigkeit. Trotzdem ist sie ein Mensch, mit Zweifeln und Ängsten, weswegen es mir viel Freude bereitete, ihre Entwicklung beobachten zu dürfen.
Die anderen Charaktere trugen jeweils einen bedeutenden Teil zur Handlung bei und ich schloss Charlie, ein Schüler der konkurrierenden Schule, rasch in mein Herz. Mir gefiel auch die Authentizität der Figuren. Sie verhielten sich wie ihre Altersgenossen in der Realität es tun würden, wodurch es hormongesteuerte Ausbrüche, irrationale Entscheidungen und Zickenkriege aufgrund von Kleinigkeiten gab. Der Konkurrenzkampf der beiden Schulen wurde nicht nur auf den Debattierclub beschränkt und gab der Handlung zusätzliches Feuer.
Zwischenmenschliche Beziehungen in diesem Buch haben sich für mich auch sehr menschlich angefühlt, wie die Beständigkeit von Freundschaft, unabhängig davon, wie stark man sich gestritten hat. Oder die Aufmerksamkeit gegenüber Leuten, die einem sehr am Herzen liegen und die Bereitschaft, sie bei allem zu unterstützen, was sie sich vorgenommen haben – leider auch die Oberflächlichkeit von Zuneigung und Intoleranz gegenüber Persönlichkeitsmerkmalen, egal ob innerlich oder äußerlich.
Letzteres nahm in Form von Diskriminierung einen weiteren Teil der Handlung ein, was mich in vielen Fällen äußerst frustrierte. Sobald eine Veränderung auftritt, die nicht mit den eigenen Werten vereinbart werden kann, werden manche Menschen zu kleinen Biestern. Was sich TJ alles anhören musste, brach mir das Herz und ich war unendlich erleichtert, wenn sie eine weitere Hürde überstanden hatte und wieder über sich hinaus gewachsen ist. TJ sollte uns allen ein Vorbild sein.
Das Thema Körperbehaarung betrifft jeden von uns spätestens ab der Pubertät, weswegen ich dieses Buch so wertvoll finde. Besonders in der heutigen Zeit, wo durch die sozialen Medien ständiger Druck auf uns alle ausgeübt wird, ist es wichtig, sich über seinen Selbstwert klar zu werden. Schönheitsideale sind absolut unrealistisch und schüren unsere Zweifel nur weiter an, machen unglücklich, lassen Neid entstehen und stürzen uns in ein tiefes dunkles Loch, aus dem wir nicht so schnell wieder rauskommen.
Ich habe mich in erschreckend vielen Situationen aus diesem Buch wiedergefunden oder angesprochen gefühlt und ich bin mir ziemlich sicher, dass es euch genauso gehen wird.
„Der beste Beweis bist du selbst“ ist ein multikulturelles, emotionales, lehrreiches, ehrliches und inspirierendes Jugendbuch, welches ich aus ganzem Herzen empfehlen kann. Es hatte auf mich eine stärkende und befreiende Wirkung und seine Message sollte auf der ganzen Welt gehört werden.