Rezension: Schwerkraft der Tränen
Titel: Schwerkraft der Tränen
AutorIn: Yara Nakahanda Monteiro
Format: Hardcover
ISBN: 9783709981535
Seiten
Bewertung:
Narben der Vergangenheit
Zum Inhalt:
Vitória Queiroz de Fonseca hat kaum Erinnerungen an ihre Mutter. Diese hatte Vitória bei ihren Großeltern zurückgelassen um in einem Krieg für ihr Land zu kämpfen. Die mittlerweile erwachsene Vitória weiß nicht genau wer sie ist, noch wer sie sein möchte, deswegen begibt sie sich nach Luanda um ihre Mutter und sich selbst zu finden. Ihre Reise gestaltet sich jedoch anders als sie erwartet hatte und sie verbringt einige Monate in einem fremden Land, welches früher ihre Heimat war.
Mein Eindruck:
Der Titel und das Cover haben mich besonders an diesem Buch gereizt. Wie Portugal mit Angola zusammenhängen sollte, hat mich neugierig gemacht und auch der thematische Aspekt des Verlassen-Werdens interessierte mich. Wie viele andere auch, kenne ich dieses Gefühl und wollte unbedingt wissen, wie Yara Nakahanda Monteiro die damit verbundenen Emotionen beschreibt.
Die ersten 20 Seiten stellten ein komplettes Chaos dar. Ich wusste nicht wo vorne und wo hinten ist. Grundsätzlich wurde in die Handlung eingeführt, doch nebenbei gab es viele Rückblicke und Gedankenströme, die mich wieder den roten Faden verlieren ließen.
Der Schreibstil ist ein wenig anspruchsvoller und reichlich geschmückt mit eindrucksvollen Worten und Gedanken. Sobald Vitória bei Romena und dessen Familie angekommen war, löste sich langsam der Knoten und ich konnte in die Geschichte einsteigen.
Vitória ist eine faszinierende Protagonistin. Zu Beginn habe ich sie etwas belächelt, sie kam mir naiv und unbeholfen vor, doch ihre charakterliche Entwicklung im Fortgang der Handlung hat mir gefallen. Sie ist selbstbewusster geworden und auch selbstbestimmender. Sie wirkte auf mich nicht mehr wie ein kleines Mädchen ohne Mutter, sondern wie eine erwachsene Frau, die mit vergangenen Ereignissen umzugehen weiß. Die Nebencharaktere haben ihr bei dieser Entwicklung geholfen, taten dies aber eher unterschwellig, damit es Vitória und auch der Leser/ die Leserin nicht sofort mitbekommt.
Die Autorin hat, wie bereits angedeutet, einen einzigartigen Schreibstil. Sie war hart, ehrlich, direkt und suggerierte dadurch eine komplett neue Perspektive auf alltägliche Probleme und Hindernisse. Es gab, für meinen Geschmack fast zu viele, metaphorische Vergleiche und philosophische Gedanken. Diese lenkten meine Aufmerksamkeit auf sich und weg von der Handlung, was meine Verwirrung nicht minderte.
Mir haben die historischen und kulturellen Aspekte des Buches äußerst gefallen. Sie verschaffen dem Buch einen realitätsnahen Charakter und konfrontieren den Leser/ die Leserin mit der Sprache des Handlungsorts. Die mir fremden Wörter haben mich zuerst gestört, doch dann habe ich das Glossar entdeckt und mich gefreut, eine neue Sprache kennenzulernen.
Allen, die Interesse an diesem Buch haben empfehle ich, es zügig zu lesen, damit der rote Faden nicht verloren geht, denn sobald ich im Lesefluss war, habe ich mehr verstanden. Alles in Allem ist das Buch eine erfrischende Abwechslung zu der Literatur, die man in der Bestseller Liste angepriesen bekommt.