Rezension: Hetairos - Freundschaft geht, Liebe bleibt

von Nov 16, 2022

Sokrates in Sneakern

Titel: Hetairos – Freundschaft geht, Liebe bleibt

AutorIn: Karolina Benke

Format: Taschenbuch

ISBN: ‎ 9783756244751

Seiten

Bewertung:

Einatmen. Halten. Ausatmen. Halten.

 

Zum Inhalt:

Alex ist unzufrieden mit ihrem Leben. Der Job erfüllt sie nicht und auch ihre Beziehung scheint stetig instabiler zu werden. Nach kurzer Überlegung begibt sie sich auf eine Reise, um zurück zu sich selbst zu finden und lernt auf dieser nicht nur sich besser kennen. Wird sie ihr Ziel erreichen und zurück zum Glück finden?

Mein Eindruck:

Das Buch interessierte mich aufgrund der philosophischen Thematik, weswegen ich gewisse Erwartungen hatte.

Der Einstieg war recht holprig und zeitraffend geschrieben, womit die innere Zerrissenheit der Protagonistin deutlich wurde. Mich irritierte es ein wenig und erschwerte den Einstieg in die Story, wie auch die emotionale Verbindung zu Alex. Sie ist ohne Zweifel eine mutige Frau, mit einem scharfen Verstand (und leider etwas wenig Empathie).

Ihr Gefährte Leo ist eine faszinierende und geheimnisvolle Persönlichkeit und manchmal kam es mir so vor, als sollte er ihre innere Stimme darstellen. Doch die Autorin nutzte seine Rolle parallel als Love Interest, was den eigentlichen Fokus der Handlung in den Hintergrund rücken ließ. Deswegen hätte es mir gefallen, wenn er nur eine gewisse Zeit bei Alex geblieben wäre. Er schien ihre emotionale Verwirrung zu verstärken, gab ihr aber wichtige Ratschläge. Diese wurden meistens in philosophischen Weisheiten versteckt, aber nie hinreichend ausdiskutiert.

Mir kam es so vor, als hätte die Autorin gewünschte philosophische Ansätze listengleich abarbeiten wollen. Bei diesen Dialogen fehlte es mir an Tiefe. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass für den Leser relevante Informationen ausblieben, weil sie für die Autorin als selbsterklärend angesehen wurden. Deswegen kam mir der Plot des Buches lückenhaft vor und auch das Ende kam sehr plötzlich ohne weitere Ausführungen.

Die Stringenz im Hauptteil der Handlung war gegeben, aber dieser wurde nicht wirklich mit Einleitung und Ende verbunden, was den Lesefluss erschwerte. Seltsamerweise kam mir das Buch gleichermaßen langatmig und schnelllebig vor, wobei es mir schwer fällt, zu sagen, ob es sich dabei um einen Störfaktor handelte.

Was mir wirklich gefallen hat, war Alexs Versuch alte Freundschaften wieder aufleben zu lassen. Dabei ging sie sehr pragmatisch und konsequent vor. Diese Entschlossenheit ist bewundernswert und wurde bei dem ein oder anderen Versuch sogar belohnt.

Generell hat mich die Story von Alex inspiriert, im eigenen Leben mehr Risiken einzugehen und noch weniger darauf zu achten, was andere über mein Verhalten denken könnten. Mein Eigenanspruch, wachsamer durchs Leben zu gehen, wurde verstärkt und die Bedeutung von Pausen, egal in welchem Sinne, deutlich aufgezeigt. Wir tendieren dazu, den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht werden zu wollen, aber wofür? Und was bleibt dabei auf der Strecke?

Alles in allem, war das Buch nicht schlecht. Es hatte wirklich gute und interessante Passagen und Gedanken, doch im Gesamtbild kam es mir lückenhaft und leicht oberflächlich vor.

 

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Der Kopf ist oft zu laut

und dabei überhört man das Herz.

– Alex