Rezension: Morgen, morgen und wieder morgen

von Mrz 23, 2023

Sokrates in Sneakern

Titel: Morgen, morgen und wieder morgen

AutorIn: Gabrielle Zevin

Format: Paperback

ISBN: ‎ 9783847901297

Seiten

Bewertung:

Was ist deine Vision?

Zum Inhalt:

Sadie, eine talentierte Informatikstudentin trifft an einer U-Bahn Station in Massachusetts auf ihren ehemaligen Freund Sam. Beide lieben Computerspiele, weswegen sie anfangen, an einem eigenen zu arbeiten. Schnell bemerken sie, dass sie sich gut ergänzen und ihre Idee Potential hat. Sams Mitbewohner Marx unterstütze die Beiden und einige Monate später erschien ihr erstes Spiel. Als es zum Hit wurde, stellen Neid und Selbstzweifel ihre Beziehung auf eine harte Probe.

Mein Eindruck:

Ich durfte an einer etwas größeren Leserunde zu diesem Buch teilnehmen und freute mich riesig. „Morgen, morgen und wieder morgen“ ist das erste Buch, das ich von Gabrielle Zevin gelesen habe und ich muss sagen, dass sie mich definitiv von ihrer Geschichte überzeugen konnte.

Ihr Schreibstil ist sehr stilvoll und lässt sich flüssig lesen. Als Leser lernen wir Sam und Sadie in ihren Collegejahren kennen und begleiten sie bis ins mittlere Erwachsenenalter, was mir genug Zeit gegeben hat, mich wirklich mit ihnen auseinanderzusetzen.

Durch Rückblicke erfährt man wichtige Details aus ihrer Kindheit und kann ihre persönliche Entwicklung somit gut beobachten. Zu Beginn hatten mich diese Rückblicke verwirrt, da sie überrascht einsetzten. Doch mir fiel auf, dass sie wie im wahren Leben durch einen Trigger in der Handlung ausgelöst und deswegen gleich danach erzählt wurden.

Beide sind extrem intelligente Charaktere und ich habe sie sofort ins Herz geschlossen. Sie haben ihre Eigenheiten, wie jeder von uns und genau das macht sie so menschlich. Sie wissen, wo ihre Fehler liegen, schaffen es jedoch nicht immer, diese zu beheben. Eine aufrichtige Konversation hätte ihnen in vielen Momenten weitergeholfen, doch so sind sie einfach nicht. Sie sind lieber Einzelkämpfer und sehen das Leben als ein Spiel. Sadie und Sam sprechen eine Sprache, die vermutlich die wenigsten verstehen. Marx hat ihre besondere Art erkannt und unterstützt.

Die drei sind so unterschiedlich und leben gleichzeitig in einem harmonischen Einklang. Gabriella Zevin hat ihre Charaktere eindeutig durchdacht und komplex angelegt. Sie haben viel Tiefe und könnten genauso in der Realität existieren.

Das Thema der Spieleentwicklung fand ich faszinierend, weil ich leider kein Superhirn des MIT bin. Eine andere Teilnehmerin meinte, dass das Buch wie ein Videospiel angeordnet ist und ich muss ihr zustimmen. Die einzelnen Kapitel und Abschnitte erinnern wirklich an ein Spiel mit seinen Levels.

Der Einblick hinter die Kulissen hat mir gefallen und auch die künstlerischen Vorbilder wie Hakusai oder Shakespeare verleihen dem Buch einen intellektuellen und kreativen Charakter. Es gibt Passagen im Buch, die philosophisch angehaucht oder besonders dramatisch gestimmt waren, weswegen auch die ein oder andere Träne meinerseits vergossen wurde. Humorvolle Situationen gab es auch, doch nicht zu oft. Ich vermute, dass es nicht zu den Charakteren gepasst hätte.

Generell hatte ich das Gefühl, dass die Geschichte schön abgerundet ist und eine kleine Zeitreise ermöglicht. Das Buch ist auf vielen Ebenen besonders und hat mich wirklich beeindruckt. Eine klare Empfehlung für alle, die Lust auf etwas erfrischend Neues haben. Genial.

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Warum soll man irgendwas machen,

wenn man nicht daran glaubt,

dass es groß wird?

– Sam